Amber werden
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Früher dachte ich, ich müsste mir Sanftmut erst verdienen.
Wenn ich nur gut genug wäre – still genug, hilfsbereit genug, unauffällig genug –, würde die Welt mich vielleicht existieren lassen. Vielleicht dürfte ich mich schön fühlen. Vielleicht dürfte ich einfach ich selbst sein.
Aber jetzt weiß ich es besser.
Mein Name ist Amber. Ich bin eine stolze Transfrau, Partnerin, Kreative, Katzenmama (hallo, Marlowe) und eine der treibenden Kräfte hinter The Lady's Haven.
Das ist meine Geschichte – nicht die beschönigte, sondern die wahre. Die mit den Blessuren und den Durchbrüchen. Die, die ich mich früher nicht zu erzählen traute.
Die frühen Jahre: Ein stilles Wissen
Ich wurde in eine Welt hineingeboren, die noch keinen Namen für mich hatte. Mir wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen, aber schon als Kind wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Damals fehlten mir die Worte dafür – ich wusste nur, dass ich, wenn ich in den Spiegel schaute, nach jemandem suchte, den ich noch nicht kannte.
Ich war sensibel. Ich weinte leicht. Ich liebte Glitzer und Sanftheit und Geschichten, in denen das Mädchen die Heldin war. Man sagte mir, ich solle mich zusammenreißen. Nicht so „dramatisch“ sein. Mich wie ein Junge benehmen. Also lernte ich, mich zu verstellen. Ich wurde eine Meisterin der Tarnung – ich lächelte, wenn ich schreien wollte, nickte, wenn ich weglaufen wollte.
Aber innerlich war ich immer Amber. Ich kannte ihren Namen nur noch nicht.
Der Wendepunkt
Die Pubertät traf mich wie ein Verrat. Mein Körper veränderte sich auf eine Weise, die sich fremd, ja sogar gewaltsam anfühlte. Ich erinnere mich, wie ich mein Spiegelbild anstarrte und dachte: Das bin nicht ich. Das ist nicht fair. Ich versuchte, es zu verdrängen. Ich versuchte, den Erwartungen aller zu entsprechen. Ich ging mit Mädchen aus. Ich spielte die Rolle. Aber die Maske wurde mit jedem Jahr schwerer.
Mit Anfang zwanzig geriet ich in eine tiefe Krise. Depressionen umhüllten mich wie Nebel. Ich fühlte mich, als würde ich mein Leben durch eine Glasscheibe beobachten – anwesend, aber nicht lebendig. Ich wusste nicht, wie ich um Hilfe bitten sollte. Ich wusste nicht einmal, worum ich bitten sollte.
Und dann, eines Abends, stieß ich zufällig auf ein Video einer Transfrau, die ihre Geschichte erzählte. Sie blickte in die Kamera und sagte: „Du bist nicht kaputt. Du entwickelst dich.“ Ich schluchzte stundenlang. Zum ersten Mal sah ich mich selbst im Spiegel. Ich war nicht allein. Ich war nicht verrückt. Ich wartete nur darauf, aufzublühen.
Das Werden
Mein Coming-out war kein einzelner Moment. Es waren tausend kleine Entscheidungen: der Kauf meines ersten Kleides. Das Erzählen einer Freundin. Die Korrektur eines Fremden, der mich mit dem falschen Namen ansprach. Die Tränen im Auto, nachdem mich ein Fremder mit „Sir“ angesprochen hatte. Das freudige Lachen, als mich zum ersten Mal jemand mit „Ma’am“ anredete und es auch so meinte.
Es gab Verluste. Manche Menschen entfernten sich. Manche schlossen sich. Aber die, die blieben? Sie wurden meine Wahlfamilie. Sie sahen mich. Sie feierten mich. Und in ihrer Liebe fand ich den Mut, mich selbst zu lieben.
Und dann – Emily.
Liebe, auserwählt und wahrhaftig
Ich lernte Emily in einer Zeit kennen, in der ich noch lernte, ganz ich selbst zu sein. Ich war offen, aber verletzlich. Mutig, aber zerbrechlich. Sie akzeptierte mich nicht nur – sie erkannte mich. Vom ersten Gespräch an sprach sie die Frau an, die ich wurde, nicht die Maske, die ich getragen hatte.

Sie stellte Fragen, die noch nie jemand gestellt hatte. Sie hörte zu, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie gab mir Raum für meine Trauer, meine Freude, meine Unsicherheit, meine Ausstrahlung. Sie half mir, mit den Hormonen umzugehen.
Papierkram, Dysphorie und die stille Angst, gesehen zu werden. Sie war mein Kompass, wenn ich mich verloren fühlte. Mein Anker, wenn ich mich treibend fühlte.
Emily hat mich nicht wie eine Lehrerin durch diese Zeit begleitet. Sie war an meiner Seite wie eine Partnerin. Sie hielt meine Hand bei jedem Termin, jeder Namensänderung, jedem tränenreichen Sieg. Sie erinnerte mich daran, dass mein Körper kein Schlachtfeld war – sondern ein Zuhause, das ich nach meinen Vorstellungen gestalten durfte.
Und als ich endlich in den Spiegel blickte und Amber sah – die wahre, freudige, strahlende Amber –, sah ich sie neben mir stehen. Lächelnd. Stolz.
Nach der Transition: Eine Liebe, die stärker wurde
Der Übergang hat nicht nur mich verändert – er hat unsere Beziehung vertieft. Unsere Liebe hat Wurzeln geschlagen. Wir sind ehrlicher, verspielter und zärtlicher geworden. Wir haben Rituale entwickelt: Morgenkaffee mit Marlowe, die sich zwischen uns gekuschelt hat, nächtliche Gespräche mit Nova, die aus ihrem Terrarium blinzelte, spontane Tanzeinlagen in der Küche.
Wir hörten auf, uns zu verstecken. Wir begannen zu träumen.
Und einer dieser Träume wurde zu The Lady's Haven.
Das Refugium der Dame: Geboren aus dem Werden
Lady's Haven entstand nach meiner Transition – nicht nur als Boutique, sondern als Ausdruck meiner Identität. Ein Ort, an dem Sanftheit nicht verdient werden muss. Wo Schönheit nicht geheim gehalten wird. Wo jeder Körper, jedes Geschlecht, jede Geschichte es wert ist, gefeiert zu werden.
Es ist unser Liebesbrief an die Welt. Unsere Rebellion, gehüllt in Samt. Unser Heiligtum, genäht mit Stolz.
Ich stecke mein ganzes Herzblut in jede Kampagne, jede positive Botschaft, jede Größentabelle mit der Aussage: „Du gehörst hierher.“ Denn ich weiß, wie es ist, sich unsichtbar zu fühlen. Ich weiß, wie es ist, in einem Geschäft nach sich selbst zu suchen und nichts zu finden. Und ich möchte nie wieder, dass sich jemand so fühlt.
Diese Boutique ist meine Art zu sagen: Du wirst gesehen. Du bist heilig. Du bist umwerfend.
Wo ich jetzt bin
Ich bin noch im Werden. Jeden Tag lerne ich mehr über mich selbst und darüber, was ich verdiene. Ich bin sanfter geworden – nicht weil ich verletzt wurde, sondern weil ich mutig war. Ich habe gelernt, dass Verletzlichkeit eine Stärke ist. Dass Freude Widerstand bedeutet. Dass Liebe – echte, ehrliche Liebe – das Schönste ist, was wir tragen können.
Wenn du das hier liest und immer noch suchst, immer noch Schmerzen hast, dich immer noch fragst, ob du überhaupt Raum einnehmen darfst – ich sehe dich. Ich war wie du. Und ich verspreche dir: Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Es gibt Geborgenheit. Es gibt ein Zuhause.
Du bist nicht kaputt. Du entwickelst dich.
Und du wirst so, so sehr geliebt.
-Bernstein
